Wie bist du zum Schreiben gekommen?
– Schreiben gehört mich dazu wie atmen oder essen. Seit ich schreiben kann, schreibe ich. Mein erstes Gedicht schrieb ich mit acht Jahren und gewann damit überraschend einen Schulwettbewerb, meine erste Geschichte schrieb ich mit dreizehn. Schon früh begann ich, meine Gedanken und Ideen festzuhalten. Ich nannte sie „Skizzierte Gedanken“, da etwas „aufzeichnen“ nicht nur „schreiben“ sondern auch „zeichnen“ bedeutet. Beides begleitet mich auf allen Wegen.
In welchen Genres schreibst du am liebsten?
– Eine Geschichte ist zunächst erst einmal eine Geschichte. Ich schreibe, was ich notwendig finde aufzuschreiben. Das Genre ist nur die Schublade, wo ich es reinlege, um es für andere zu definieren. Für mich persönlich existiert das nicht wirklich.
Wie entsteht bei dir eine Geschichte?
– Sie entsteht zunächst im Kopf. Ist mir klar, was ich will, mache ich ein Konzept mit allen wichtigen Stationen der Geschichte. Ich stelle mir Fragen, was ist der Plot, was muss passieren, wenn A dies tut oder jenes. Die Kausalität muss stimmen.
– Dann skizziere ich die Charaktere, lege Äußeres fest, erstelle Steckbriefe, Familienstammbäume und Psychogramme. Ich definiere das soziale Umfeld, die Geschichte der Familie, die Herkunft des Charakters. Wenn der Charakter aus einem anderen Kulturkreis kommt, recherchiere ich diesen. Ich lege Architekturpläne der Häuser an, mache Grundrisse. Ich bereise die Orte, wo die Handlung spielt. Alles muss authentisch und echt sein.
– Die Szenen schreibe ich nicht chronologisch, sondern parallel. Da mir die Eckpunkte bekannt sind, kann ich gleichzeitig an mehreren Szenen arbeiten. Schön finde ich es, wenn mein Innerstes sich einmischt und mich überrascht. Dann kommen ungeahnte Elemente ins Spiel, die das Ganze sehr aufregend machen. Ist mir etwas unklar, meditiere ich darüber, bis es klar erscheint. Komme ich gar nicht weiter, lasse ich die Szene ruhen und arbeite an einer anderen weiter. Oftmals löst sich das Problem in einem Moment der Ruhe.
Deine Reihe um Jonas und die „Anders-Welt“ ist ja schon was ganz Besonderes. Deine Trilogie umfasst ja auch entsprechende Bilder, die du zeichnest. Erzähl uns doch von dieser Arbeit. Wie ist genau dieses Projekt entstanden?
– Ich nenne diese Arbeit „Den Schatz heben“ oder „Bilder fischen“. Damit meine ich, in meine Tiefen vorzudringen, um Bilder und Symbole meiner Seele aus dem Fluss des kollektiven Unbewussten zutage zu fördern, um die Gesichter und Wandlungsfähigkeit der Archetypen und ihren Einfluss zu zeigen. Dabei orientiere ich mich an den Stationen der „Heldenreise“, die in meinem Roman dem Protagonisten beispielhaft begegnen.
– Ich nehme mir also eine Manuskriptseite und spüre nach, welches innere Bild sie mir gibt und zeichne es dann. Dabei entsteht eine Art Wechselwirkung mit mir selbst, Wort und Bild sowie Innen und Außen werden eins. Das ist ein sehr poetischer Prozess und öffnet neben meiner Sichtweise auch viele Türen in mir. Es entsteht eine Art Landkarte der Seele. Das Zeichnen lässt mein Innerstes frei agieren und sich so ausdrücken, wie es mag. Gleichzeitig gelangt es in mein Bewusstsein und gibt mir die Möglichkeit einer erweiterten und kreativen Sichtweise. „Innen ist wie Außen, Oben ist wie Unten“, die Zeichnung ist die sichtbare und authentische Blaupause dieser Wechselwirkung von bewussten und unbewussten Inhalten. Es sind letztendlich Wegweiser zu meinem Selbst.
Was fasziniert dich so an der Philosophie?
– Meine Faszination gilt der steten Erweiterung meiner Sichtweise. Ich möchte, dass meine Gedanken beweglich bleiben, offen, tolerant und frei. Ich möchte in der Lage sein, andere zu verstehen. Dazu verhilft mir die Philosophie, da ich darin so unterschiedliche Gedanken und Weltanschauungen finde, die mich immer wieder dazu bringen, mich zu hinterfragen und meine Sicht neu zu überprüfen. Das macht meinen Geist sehr offen und weit. Mich interessiert, was andere Menschen denken und mich interessieren ihre Geschichten dazu, die meist erklären, warum sie so denken. Und dann möchte ich wissen, was ich dazu denke, welche Haltung ich einnehme. Das ist sehr spannend für mich, da ich schon so manches Mal bestimmte Erkenntnisse verworfen oder überdacht oder weiterentwickelt habe. Ich bin auf der Suche nach dem Unveränderlichen, dem Unwandelbaren, dem festen Kern.
Wer sind deine Vorbilder?
– Ich hab keine Vorbilder, eifere niemandem nach oder vergleiche mich. Ich möchte frei mit mir sein, um mich so frei wie möglich entfalten zu können.
Was liest du selbst am liebsten?
– Ich liebe Klassiker wie Herman Hesse, Goethe, Max Frisch oder Thomas Mann. Ich lese meist und überaus gerne Sachbücher aus den Bereichen Philosophie, Psychologie und west-östliche Weisheitslehren, spirituelle Lehren wie zum Beispiel der Hermetik oder Gnosis. Ich erfreue mich sehr an Biografien und an den besonderen Geschichten der Menschen, die sie tatsächlich erlebt haben. Mich faszinieren Märchen und Mythen sowie die Geschichten alter Kulturen.
Welche drei Dinge dürfen beim Schreiben auf keinen Fall fehlen?
– Kaffee, Schokolade und Musik (Musik aber nur in den Pausen, um bestimmte Energien aufzutanken oder freizulassen)
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