Information
Verlag: S. Fischer
ISBN: 978-3-10-491684-2
Genre: Thriller
Seitenzahl: 336 Seiten
Format: Taschenbuch, eBook
Diese Rezension bezieht sich auf das eBook. Ich danke dem S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar
Das Buch in einem Satz:
Die Sache mit dem Gedächtnis ist wirklich kompliziert.
Das Buch zog mich wegen dem gelben Cover an. Das springt einem förmlich ins Auge. Und der Titel fordert mich direkt auf, mich auch mal um den Klappentext zu kümmern. Der wusste zu überzeugen.
War ich es oder war ich es nicht?
20 Jahre ist das Verschwinden von Arno Seitzs erster fester Freundin nun schon her. Eigentlich hat der Unilehrer aus Berlin damit zu leben gelernt. Er kehrte seinem Heimatdorf in Bayern den Rücken und baute sich ein Leben in Berlin auf. Nun katapultiert ihn die Einladung zum 20-jährigen Abiturtreffen zurück in die Vergangenheit. Alles kommt wieder hoch, alles, was Arno bisher erfolgreich verdrängen konnte.
Als er und seine ehemalige Clique beschließen, der Schwester der verschwundenen Maja den Gefallen zu tun, die Wanderung zu wiederholen, bei der Maja verschwand, kann Arno kaum noch klar denken.
Und dann ist da noch dieser mysteriöse Unbekannte, der scheinbar genau weiß, was damals geschehen ist, und der alles daran setzt, Arnos Erinnerung aufzufrischen.
Und Arnos Erinnerungen kommen zurück, ob er will oder nicht. Was hat er damals nur mit Maja gemacht?
Die Sache mit dem Gedächtnis
Das Buch beginnt sehr sacht und plätschert vor sich hin. Aber mit jeder Seite mehr, die man vorblättert, wird es dichter. Die Atmosphäre wird irgendwie dunkler, die Wendungen schneller, die Handlung dichter. Was langsam beginnt, wird zu einer emotionalen und spannungsgeladenen Achterbahnfahrt, auf der man sich immer wieder fragt, was Arno bloß gemacht hat.
Und mit jedem Plotttwist und mit jedem Erinnerungsfetzen mehr, stelle ich als Leser auch alles in Frage, was Arnos Erinnerungen angeht. Je sicherer Arno ist, desto mehr Zweifel hege ich an seiner Geschichte.
Das war wirklich ein Psychospiel auf hohem Niveau, das Autor Max Reiter da an den Tag legt. Die Story entwickelte sich zum wahren Pageturner, der immer wieder neue Überraschungen parat gehalten hat.
Und immer wenn man denkt, ja, jetzt habe ich es endlich durchschaut, kommt wieder etwas Neues dazu. Und es wird mit jeder Seite schlimmer. Je näher das Ende rückt, desto kompakter wird die Story. Es lässt mich als Leserin gar nicht mehr los. Es ist wie ein Rausch, der bis zum Schluss seinen Höhepunkt entwickelt.
So muss sich sicher auch der Protagonist Arno gefühlt haben. Je mehr Erinnerungen aufploppen, desto dichter und voller fühlte sich sein Kopf an. Das ist dem Autor schon gut gelungen, dass ich mich so fühle, wie die Hauptperson.
Wie ein guter Tatort
Das war ein sehr knackiger Thriller. Nicht zu viel und genau die richtige Dosis an Wörtern, die es braucht, um eine richtige Thriller-Atmosphäre zu erzeugen. Man ist schnell durch mit der Story und es fühlte sich zum Schluss an wie ein guter Sonntagabend auf dem Sofa mit einem ordentlich gut druchdachtem Tatort im Ersten.
Nervenkitzel, rasant, unheimlich, voller Fragen und undurchsichtig bis zum Schluss. Ich bin vollends zufrieden und hatte eine kurzweilige Lesezeit. Deswegen gibt es von mir 5 von 5 Eselsöhrchen. Dieser Thriller geht immer und überall.