Information
Verlag: Droemer Knaur
ISBN: 978-3426227831
Genre: Thriller, Krimi
Seitenzahl: 400 Seiten
Format: Taschenbuch, eBook , Hörbuch
Diese Rezension bezieht sich auf das Taschenbuch.
Das Buch in einem Satz:
Ein Wiedersehen mit alten Bekannten.
Da ist er endlich, der zweite Fall der Wiener Ermittlerin Fina Plank und ihrem Team. Ich freue mich ja immer wahnsinnig auf die Bücher von Ursula Poznanski und es ist selbstverständlich, dass das Buch dann sofort gelesen wird.
Die Bretter, die die Welt bedeuten
Der neue Fall der Wiener Mordkommission führt ins Burgtheater. Während einer laufenden Vorstellung von Richard III wird in der Schlussszene der Thron von unten auf die Bühne gefahren. Alles ist voller Blut und auf dem Thron, der eigentlich leer sein sollte, sitzt ein Körper. Dem Publikum ist nicht sofort klar, was sie da sehen. Aber dem Schauspieler ist klar, das auf dem Thron ist der beliebte Kollege Garderobier Ulrich Schreiber sitzt. Die komplette Theaterbelegschaft ist geschockt. Wer könnte diesem gutmütigen Mann so etwas angetan haben? Als dann noch eine zweite Leiche auftaucht, sitzt die Angst im Ensemble tief.
Fina Plank und ihr Team begeben sich in eine schillernde Theaterwelt in der nicht alles so ist, wie es scheint und in der es schwer ist, Schauspielerei und Realität auseinanderzuhalten.
Bühne frei
Ich tat mir doch ein wenig schwer, in die Geschichte reinzukommen. Das Ensemble des Burgtheaters ist groß. Da sind die Schauspieler, die mit Vor- und Nachnamen und auch der Rolle, die sie spielen in die Story gebracht werden, Regisseur, Regie-Assistenz, Familie und Freunde. Und dann noch das Ermittlerteam der Mordkommission. Das waren viele Protagonisten auf einmal und ich brauchte ein paar Momente, um mich zurechtzufinden und jedem Charakter einen Platz in meinem Kopf einzuräumen, damit sie für mich logisch und nachvollziehbar agieren konnten. Aber es funktionierte nach etwa 50 Seiten und dann baute sich auch langsam die Spannung auf.
Nachdem der Knoten erstmal geplatzt war, entwickelte sich die Story rasant und wie von Frau Poznanski gewohnt, bekam ich einen sehr soliden und spannenden Thriller mit dem einen oder anderen Plotttwist, der mal erwartet und mal unerwartet kam.
Es wird eine sehr düstere Atmosphäre geschaffen und auch die Beziehungen der Protagonisten untereinander bietet genügend Zündstoff und Konfliktpotential. Es bleibt auf allen Erzählebenen ideenreich und spannend.
Als Frau unter Männern
Bei der Masse an Protagonisten kann einfach nicht jeder Charakter glänzen oder sich großartig entwickeln. So finde ich es völlig ausreichend, das die Autorin sich drei herauspickt, die man näher begleitet.
Vor allem Serafina Plank gefällt mir richtig gut. Es ist ihr zweiter großer Fall in einem Team voller Männer. Sie muss sich behaupten und ihre Rolle finden, denn sie kommt nicht mit jedem Kollegen gut aus. Es gibt eben auch Männer, die mit einer starken Frauenrolle nicht gut zurechtkommen. Ich mag es sehr, dass Fina nicht nur an dem Mordfall im Theater arbeitet, sondern dass es auch Einblicke in ihr Privatleben gibt. So wird die Protagonistin sehr lebendig und vielschichtig, was der Story sehr gut tut.
Persönliche Ansprache
Richtig mysteriös ist vor allem ein Protagonist. Den kennt man schon aus dem ersten Fall. Der große Unbekannte, der schon in Band eins seine Finger im Spiel hat und sich für Morde verantworten muss, die er begangen hat, aber dem aktuellen Täter, nach dem gefahndet wird, in die Schuhe schiebt. Dieser Protagonist spricht den Leser in kurzen Kapiteln immer wieder persönlich an. Das gibt der Story nochmal einen ganz besondere Atmosphäre und macht ein sehr unbehagliches Gefühl im Magen. Dieser Protagonist scheint einen auch in den anderen Kapiteln stets zu begleiten und zu beobachten, denn er (oder sie) weiß sehr viel.
Dennoch bleibt er/sie sehr geheimnisvoll. Ich hab bis jetzt noch keine Idee, warum er/sie mordet und was er/sie plant. Fest steht, er/sie ist eine konstante Größe in beiden Büchern (Band 1, „Stille blutet“) und ich bin mir sicher, es läuft in hoffentlich kommenden Bänden sicher auf einen großen Showdown hinaus.
Sie hat sie nicht vergessen
Hier spreche ich vorsichtshalber mal eine Spoilerwarnung aus.
Nach etwa der Hälfte des Buches wird die Handlung von Wien nach Salzburg verlegt. Mein persönliches Highlight, denn Frau Poznanski hat ein Wiedersehen mit alten Bekannten ermöglicht. Das hat mir sehr gefallen. Und es hat in mir den Wunsch geweckt, dass diese Reihe doch bitte fortgesetzt werden soll. Wer weiß, vielleicht ist das ja ein Hinweis gewesen? Auf jeden Fall ist es sehr schön zu wissen, dass diese Figuren nicht in Vergessenheit geraten sind.
Trotz der vielen Protagonisten und der anfänglichen Verlorenheit vergebe ich 5 von 5 Eselsöhrchen. Es war ein sehr unterhaltsames Lesewochenende mit viel Spannung und großem Facettenreichtum. Aktuelle Themen und eine gute Portion Mord, Totschlag und Gefühl haben den holprigen Start mehr als wett gemacht.