Information
Verlag: Rowohlt
ISBN: 978-3-499-00912-9
Genre: Drama, Familiebroman, Gesellschaftsroman
Seitenzahl: 384 Seiten
Format: gebundenes Buch, Taschenbuch, eBook, Hörbuch
Diese Rezension bezieht sich auf das Taschenbuch.

Irgendwie bin ich um dieses Buch ständig rumgeschlichen, doch so richtig getraut habe ich mich nicht, es zu lesen. Als ich jetzt jedoch die Chance hatte, es mir auszuleihen, da habe ich diese ergriffen. Ich wollte doch auf jeden Fall wissen, was alle daran finden und warum es so wichtig es ist, in unserer Zeit zu lesen.
Mama macht Schluss
Helene wächst alles über den Kopf. Sie ist gefangen in ihrer Rolle als Frau und Mutter. Sie wird gefordert, fühlt sich nicht gewertschätzt. Schon in den ersten, wenigen Absätzen wird so beeindruckend deutlich, dass sie unter Depressionen leidet. Und alles führt zu dem Moment, als sie beim Richten des Abendbrots für ihren Mann und ihre drei Kinder zur Balkontür geht, diese öffnet und vom Balkon springt. Sie springt direkt in den Tod, weil sie nicht mehr konnte und keinen anderen Ausweg sah.
Die Familie bleibt verwirrt, kaputt, fassungslos und vor allem wütend zurück. Vor allem die fünfzehjährige Lola und Helenes beste Freundin Sarah werden vom Strudel des Chaos und der Trauer gepackt. Manchmal wissen sie einfach nicht, wohin mit ihren Emotionen und wie sie mit all dem was in ihnen und im Außen los ist, umgehen sollen.
Ein steiniger Weg bis hin zur versöhnlichen Hinnahme der Situation und bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Leben sich nicht mehr nur schwarz anfühlt.
So viel Wut im Bauch
Ich habe das Buch verschlungen. Und es hat mich zerstört und ganz langsam und fein wieder aufgebaut.
Brutal ehrlich schaut Maria Fallwickl hin und schon den Leser nicht. Das Buch schafft vor allem erstmal eins: Es macht wirklich wütend. Aber auch traurig und fassungslos und mega hilfslos. Ich habe es wirklich gern gelesen.
Mir gefällt die Entwicklung von Lola und Sarah sehr. Ihren Umgang mit ihrer Trauer und wie sie lernen, für sich zu beanspruchen, dass Gefühle in ihrer Lage völlig in in Ordnung sind.
Außerdem liebe ich die Botschaft der Autorin. Das Buch rüttelt wach und lädt dazu ein, kritisch hinzuschauen und die Rolle der Frau genau anzusehen. So viel ist selbstverständlich, was die Frau leisten soll und nur wenige (Männer) verstehen, welche Kunst es ist, das alles parallell im Leben zu stemmen. Wenn man Frau, Mutter, Angestellte, Freundin, Fahrerin, Krankenschwester, Köchin und Putzfrau ist, dann ist es so wichtig, auch Zeit als Mensch und Individuum zu haben.
5 von 5 Eselsöhrchen.