Information
Verlag: Penguin
ISBN: 978-3-328-60334-4
Genre: Roman, Historie, Liebesgeschichte, Drama
Seitenzahl: 400 Seiten
Format: Taschenbuch, eBook
Diese Rezension bezieht sich auf das eBook. Ich danke dem Penguin-Verlag und dem Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.
Das Cover zog mich an. Ich hatte das Gefühl, in einem Museum zu stehen und ein Gemälde anzschauen. Als ich dann meine Vermutung bestätigt wusste, dass das Buch im zweiten Weltkrieg spielt, war ich bereit, diesem kleinen, irgendwie unscheinbar wirkendem Buch eine Chance zu geben.
Für immer heimatlos?
Als Marga 1946 auf den älteren Mann Henryk trifft, beginnt alles ganz harmlos. Sie hört seine Stimme und ist sofort von ihm angetan. Eigentlich kennt sie ihn schon länger. Sie sah ihn immer in dem Lager, in dem Juden gefangen gehalten wurden. Aber darüber sprach in dieser bayrischen Provinz niemand, und als der Weltkrieg endlich endetete, versuchte man schnell zu vergessen. Marga konnte jedoch nicht vergessen. Und als Henryk Marga auf der Straße einfach so anspricht, erinnert sie sich sofort an ihn und für Marga ist Henryk kein Tabu.
Sie verliebt sich in den Mann, der schon so viel Gepäck mit sich rumschleppt.
Für Marga und Henryk jedoch ist es nie leicht. Henryk kämpft mit dem Erlebten und er weiß nicht, ob er Marga so an sich binden will. Wie kann eine gemeinsame Zukunft aussehen?
Dann gibt es noch die Handlung 1990. Jonathan lebt gerne in dem kleinen bayrischen Dorf. Doch plötzlich erfährt er Ablehnung und Gewalt. Was hat das mit seinen Eltern zu tun und was kann er für ein besseres Miteinander und eine Aussöhnung tun? Schließlich ist das alles doch schon so lange her.
Eva Müller schafft es, Emotionen zu vermitteln.
Ich bin direkt bei Marga und Henryk und gewinne sie als Protagonisten sehr lieb. Lebendig und voller Respekt und Einfühlungsvermögen erzählt die Autorin eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruhrt. Vor allem die Handlung nach dem zweiten Weltkrieg ab 1946 ist so lebendig und detailreich, dass ich zwischendurch aus Scham und Wut schlucken muss.
Durch Rückblenden in Henryks Erzählparts erfährt man seine Erlebnisse als Jude und Kriegsflüchtling. Vor allem die Sachen im KZ und wie da die Menschen behandelt wurden, haben mir einiges abverlangt.
Wer meinem Blog schon länger folgt, der weiß, dass ich Geschichten rund um den zweiten Weltkrieg sehr liebe und schätze. Und eigentlich dachte ich, dass ich schon einiges an schlimmen Dingen intus habe. Aber… Es geht noch immer etwas schlimmer. Was war das grausam.
Was ich an den Parts aus der Vergangenheit sehr geliebt habe in der Geschichte von Eva Müller, gelingt in dem Part um Sohn Jonathan 1990 nicht so richtig. Da fehlt es mir irgendwie an der lebendingen Emotion, die Henryk vermittelt hat und die Marga durchlitt.
Natürlich, die Zeit 1990 ist halt eine andere und Jonathan ist die nächste Generation, aber ich glaube, dieser Part hätte etwas mehr Zeit und Liebe gebraucht. Der war mir zu kurz und Jonathan blieb mir zu blass. Schade eigentlich. Denn Eva Müller konnte nach seinen Erzählungen diese Geschichte schreiben. Warum da irgendwie die Nähe trotzdem fehlte, kann ich nicht sagen. Vielleicht war es der Respekt dem Menschen gegenüber, von dem Eva Müller die Geschichte „bekommen“ hat. Vielleicht durfte Sachen nicht geschrieben werden, die vielleicht wichtig gewesen waren.
Doch das ist nur Spekulation meinerseits. Ich habe am Ende ein Buch gelesen, was mich sehr bewegt hat und Eindrücke hinterlassen hat. Es fehlte zum Schluss allerdings ein wenig die letzte Würze und der runde Abschluss.
Richtig gute und beeindruckte 4 Eseslsöhrechen.