„Zehn Jahre du und ich“ von Pernille Hughes

Bücher Drama Liebesroman Romantik Slice of Life

Information

Verlag: dtv
ISBN: ‎ ‎ 978-3-570-10462-0
Genre: Drama
Seitenzahl: 400
Format: Taschenbuch, eBook, Hörbuch

Diese Rezension bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe. Ich danke dem dtv Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

Das Buch in einem Satz:
Die Bucket-Liste

Aktuell ist das Leben wieder etwas unfair zu mir, und ich liege nach einer OP derzeit überwiegend im Bett. Da kam mir das Angebot des dtv-Verlags, dieses Buch zu rezensieren doch gerade recht. Das Cover, dass sich aufgrund seines „comichaften“ Looks doch sehr von dem Unterschied, was ich sonst so im Regal stehen habe, machte mich schon neugierig, und der Klappentext versprach spannende Unterhaltung. Die Challenge des dtv Verlags tat dann sein Übriges. Doch der Reihe nach…

Ein letzter Wunsch

Können Tote die Hauptfigur einer Geschichte sein? Nun, interessanterweise ist es in „Zehn Jahre du und ich“ irgendwie der Fall. Denn eigentlich ist Ally die treibende Kraft hinter der Geschichte. Ally ist die beste Freundin von Becca und die Verlobte von Charlie. Bis sie nach einer kurzen, schweren Krankheit verstirbt. Becca und Charlie wollen auf der Beerdigung ihrer besten/festen Freundin eigentlich nur alleine sein, setzen sich aber ausgerechnet an den selben Tisch, und es wird schnell deutlich, dass die beiden sich nicht wirklich ausstehen können. Eigentlich könnte die Geschichte hier enden, sie gehen getrennte Wege….

Wäre da nicht die E-Mail, die beide kurz nach Allys Tod von ebendieser erhalten. In der Mail bittet Ally sowohl Becca als auch Charlie, Valerie, Allys Mutter, einen Besuch abzustatten. Valerie erzählt den beiden, dass Ally eine Bucket-Liste vorbereitet hat, um deren Abarbeitung sich Becca und Charlie gemeinsam kümmern sollen. An jedem Ort, der auf dieser Bucket-Liste steht, sollen die beiden einen Teil von Allys Asche verstreuen.

Und so beschließen die beiden ungleichen Gefährten wider Willen, Ally ihren letzten Wunsch zu erfüllen, und tun sich fortan jedes Jahr um Allys Todestag herum zusammen, um Punkt für Punkt abzuhaken.

Bittersüß und Herzzerreißend

Um die einleitende Frage zu beantworten: Ja, aber… es ist schade, dass man Ally nicht wirklich kennenlernt. Auf jeden Fall kann man aber festhalten, dass sie sehr nervenstark gewesen sein muss, wenn sie sich mit den sich ständig streitenden Freunden Becca und Charlie herumgeschlagen hat. Dabei ist der verbale Schlagabtausch zwischen den beiden einfach nur himmlisch. Keiner wird direkt ausfallend, aber hier und da eine gezielte Spitze erzielt eigentlich die gleiche Wirkung.

Fernab der Kabbeleien zwischen Becca und Charlie merkt man beiden an, wie sehr sie der Tod von Ally mitgenommen hat, und wie unterschiedlich die beiden mit ihrer Trauer umgehen. Es fällt einem schwer, sich auf „eine Seite zu schlagen“, denn sowohl Becca, als auch Charlie, haben beide ihre Stärken und Schwächen im Umgang mit der Situation und miteinander. Genauso chaotisch ist auch die emotionale Ebene. In einem Moment lache ich über die Sticheleien der beiden, im Nächsten trauere ich mit ihnen.

Die Idee der Bucket-Liste ist sicherlich nicht „übermäßig innovativ“, aber die Dynamik der ungleichen Hauptcharaktere mit einer solchen in Verbindung zu bringen, das ist definitiv mal etwas anderes.

In einem Taxi nach Paris

Apropos Bucket-Liste. Der dtv-Verlag hat sich für die Promotion dieses Buchs etwas ganz besonderes ausgedacht. Die Challenge, eine eigene Bucket-Liste, bzw. einen Punkt daraus, bildlich oder in Videoform darzustellen, ist etwas, dass es in dieser Form definitiv viel zu selten gibt. Es tat gut, eine kreative und irgendwie auch anspruchsvolle Herausforderung zum Dreh- und Angelpunkt der Werbung für „Zehn Jahre du und ich“ zu machen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, mir den Kopf zu zerbrechen, was ich denn dazu beitragen konnte, aber letztlich musste ich gar nicht so sehr überlegen, denn meine eigene Bucket-Liste, die sich u.A. durch Corona immer weiter nach hinten geschoben hat, gab mir den entscheiden Anstoß.

Mein Mann und ich sind – als könnte es nicht passender sein – seit mehr als zehn Jahren verheiratet. Und eigentlich hatten wir für unseren 10. Hochzeitstag eine Reise nach Paris geplant. Doch dann kam Corona, und unsere Pläne wurden vereitelt. Aber hey, es gibt ja auch eine Zeit nach Corona, oder? Ja, aber … in diesem Jahr kam leider eine dringend notwendige Wirbelsäulenoperation in die Quere. Also mussten wir auch dieses Jahr unsere Pläne begraben. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, und vielleicht klappt es ja endlich im Jahr 2023. Um uns aber doch ein wenig Paris-Feeling ins Haus zu holen, haben wir kurzerhand unseren Balkon zu einem Ort mitten in der französischen Hauptstadt erklärt. So haben wir zumindest einen Eindruck bekommen, wie es vermutlich nächstes Jahr sein wird, wenn wir dann endlich einen Haken hinter unseren ganz persönlichen Bucket-Listeneintrag machen können.

Ein Buch für jede Bucket-Liste

Nach dem Lesen dieses Romans steht für mich fest, dass jeder einzelne von uns seine ganz persönliche Bucket-Liste führen sollte, gefüllt mit Träumen, Wünschen und Zielen. Vielleicht werden nicht alle Punkte dieser Liste jemals erfüllt werden, aber das Gefühl, sein Leben im Griff zu haben, und auf etwas hinzuarbeiten, tut mindestens genauso gut, wie „Zehn Jahre du und ich“. Das Buch ist eine Sommerlektüre, die sich gewaschen hat. Von „leicht“ würde ich hier allerdings nicht sprechen. Es ist kein Buch, was man mal eben im Standkorb lesen kann, keine leichte Liebesromanze, keine exotischen Orte voller Rosenduft und Amors Pfeilen. Dieses Buch ist anders. Gut anders. Denn gerade weil es eben nicht nur um Liebe geht, sondern auch darum, loszulassen, und vielleicht auch ein Stück weit, das Leben zu feiern, denn es kann jederzeit vorbei sein, macht es dieses Buch zu etwas ganz Besonderem. Ich kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen, denn es lässt einen mit der Frage zurück, was man selbst im Leben gerne einmal erleben oder sehen oder tun möchte. Und damit sollte man nicht erst lange Listen füllen, die dann vielleicht jemand anderes für einen abarbeiten muss.

5 von 5 Eselsöhrchen.

Vergebene Eselsörchen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Abgabe eines Kommentars ist mir bewusst, dass persönliche Daten, die von mir angegeben wurden, gespeichert werden. Die Daten werden gemäß der Datenschutzerklärung gespeichert und verarbeitet. Über meine Rechte wurde ich in der Datenschutzerklärung belehrt.