Inforamtion
Verlag: Dumont
ISBN: 978-3832183745
Genre: Drama, Slice of Life
Seitenzahl: 192 Seiten
Format: eBook, gebundenes Buch
Diese Rezension bezieht sich auf die gebundene Buchausgabe. Ich bedanke mich beim Dumont-Verlag für dieses Rezensionsexemplar.
Das Buch in einem Satz
»Wir gehören zur selben Sorte.«
Ich stolperte zufällig über das Buch „Heaven“. Der eine oder andere weiß vielleicht, dass ich in einem Hobby-Japanradio tätig bin. Dank Kibo.FM stieß ich bei einer Sendungsvorbereitung auf das Buch. Ich wusste sofort: Ja, das muss ich lesen. Dabei sprach mich weniger das Cover an, sondern die Thematik weckte meine Neugier.
Knallhartes Mobbing
Mir wird die Geschichte eines 14-jährigen Ich-Erzählers erzählt. Er bleibt in der ganzen Geschichte namenlos. Ich erfahre aber, dass er bei seiner Stiefmutter und seinem Vater lebt, ich weiß, dass er zur Schule geht und das er schielt.
Er ist der klassische Außenseiter der Klasse. Schon auf den ersten Seiten wird klar, welch schlimmen Schikanen und welcher Brutalität des Mobbings er ausgesetzt ist.
Freunde
Eines Tages findet der Hauptprotagonist in seinem Federmäppchen eine Nachricht. »Wir gehören zur selben Sorte.« steht dort auf dem Zettel. Mehr nicht. Er ist skeptisch und denkt, dass diese Nachricht und auch die Folgenden ein Scherz seiner Peiniger sind. Aber dem ist nicht so, die Nachrichten stammen von seiner Mitschülerin Kojima, die ebenfalls eine Opfer von Mobbing ist. Die beiden Freunden sich an, verheimlichen aber ihre Freundschaft. Die Beziehung zwischen den beiden gibt ihnen Kraft. Sie können ihre Sorgen und Nöte teilen. Das Leben scheint doch irgendwie schön zu sein.
Wie bei einem Auotunfall
Die Geschichte wird schnell vorangetrieben. Mieko Kawakami skizziert grob die Geschichte des Protagonisten und dennoch gelingt es der Autorin, dass ich eine Beziehnung zu dem Charakter aufbaue. Schnell leide ich mit ihm mit. Mieko Kawakami macht aus diesem Roman kein kuscheliges „ich gebe dir Mut und wir schaffen alles, wenn wir zusammenhalten“-Buch. Das Mobbing steht im Vordergrund. Es wird nichts beschönigt. Ich gehe durch die gleichen Gefühle wie der Protagonist. Ich werde wütend, bin beschämt, angeekelt, betroffen, ohnmächtig. Die Geschichte baut sich auf, bis zu einem Ende, welches ich nicht erwartet habe.
Mich erninnert das Buch an einen Autounfall. Man will nicht hinsehen und ist dennoch faszieniert davon und muss einfach hinsehen. So ging es mir die rund 190 Seiten auch. Ich hatte das Gefühl, ich ertrage die Ereignisse nicht und dennoch musste ich es einfach weiterlesen.
Es geht um Mobbing, aber es geht auch um soviel mehr. Freundschaft, Zusammenhalt, Verständnis, Weltanschauung.
Ich würde jetzt schreiben, ich bin begeistert von dem Buch. Aber ich finde diesen Ausdruck fehl am Platz. Ich bin tief bewegt und aufgewühlt von diesem Buch. Und es wird mir mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit noch lange im Gedächtnis bleiben. Das ist so ein Buch, dass das eigene Leben beeinflussen kann.
Ich habe es gern gelesen, auch wenn es so ein schweres Thema ist. Ich vergebe für ein wichtiges Buch, dass auf jeden Fall die Augen öffnen kann, 5 Eselsöhrchen.